Tiergeschichten, mal mehr, mal weniger erbaulich, aufgeschrieben von einem Teilzeitbergbauern (5)




Hier erfahren wir, dass Plastiktüten nicht nur für Menschen, sondern auch für Mäuse eine nützliche Erfindung sind.


Als wir unser Kompost-Klo-Häuschen von Staub und Schmutz des langen Winters gereinigt haben, hüpfte eine Maus aus dem weißen Plastiksack, der mit im Herbst gemähtem Heu vollgestopft ist. Heu ist wichtig für die Benutzung unserer Kompost-Außentoilette, inwiefern, das will ich jetzt nicht weiter erklären. Dass sich eine Maus in dem Sack gemütlich gemacht hat, wer will es ihr verdenken? Ein trockenes weiches Plätzchen im Heu - ein völlig artgemäßer Mäuse Traum, was kümmert da der Plastik-Sack?

Bei der zweiten Maus, die aus einer Plastiktüte sprang, war das durchaus anders. Bei dieser Plastiktüte handelt es sich nämlich um ein großes stabiles ding, eine tüte, für die man nicht nur in Spanien an der Kasse ein paar Cent bezahlen muss. In Deutschland sind die gleichen Tüten übrigens etwa 10 Mal so teuer, aber es geht ja um die Maus, deswegen lassen wir das Raisonnieren über innereuropäische Preisdifferenzen im Moment mal beiseite.

Diese rote Einkaufstüte hing im Holz-Raum von der Decke, vorsichtshalber, denn solche Plastiktüten werden von allerlei Nagetieren gerne zu kleinen Stücken zerbissen, die den Tierlein dann zum Nestbau dienen. Die Rote Tüte, in der wir Pinsel und Farbrollen aufbewahren, hing also wie gesagt im Holz-Raum von der Decke, und zwar unbeschädigt. Wir brauchten einen Pinsel - die Fassade sollte einen neuen Anstrich bekommen. Als ich mit der Tüte in der Hand zur Terrasse ging, raschelte es in der Tüte vernehmlich. Darauf habe ich den ganzen Inhalt auf den Boden gekippt: Viele Pinsel und eine dicke Maus, die sogleich zurück in den Holz-Raum hüpfte. Ihr Orientierungssinn schien einwandfrei.

Diese Maus allerdings war nicht so naturverbunden wie ihre Artgenossin aus dem Kompost-Klo. Sie hatte, da ihr die Pinsel wohl zu hart waren, ein rotes Geschirrhandtuch der Marke IKEA - das Etikett war unbeschädigt - zernagt und sich daraus ein gemütliches knallrotes Nest in der Tüte gebaut. Diese Maus - wir ahnen es schon - scheint ein Faible für intensive Farben zu haben. Sie hat nämlich auch ein Loch in eine knallgelbe Plastikflasche mit Tapetenschutzlack genagt. Geschickterweise oben, so dass die Farbe drin geblieben ist.

Diese Maus jedenfalls, das wird auch der Tierschützer einsehen, muss weg. Zwei Fallen habe ich aufgestellt. Nur zur Abschreckung. Wenn sie schlau ist, erkennt sie die Zeichen der Zeit und wandert aus.

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