Abituriententag


(Rezension für Amazon)
Ich war skeptisch: Ob sich dieser immerhin über 80jährige Schulroman heute noch mit Gewinn lesen läßt? Klar, ohne Probleme. Der "Abituriententag" hat mich sofort gefesselt und war schon bald ausgelesen.
Die Geschichte von Sebastian und Adler, von dem Quäler und seinem Opfer, spielt natürlich in einer anderen Zeit, in Werfels Jugend, also am Ende des 19. Jahrhunderts. Und sicherlich hat sich in der Schule einiges geändert, die meisten heutigen Leser werden auch nicht wissen, was ein Ariost ist oder was all die lateinischen Brocken, mit denen der Klassenlehrer rumzuwerfen pflegt, eigentlich bedeuten. Ist aber völlig egal. Worauf es ankommt, die die Psychologie, die Schilderung einer Persönlichkeitsvernichtung aus der Perspektive des Täters, der doch behauptet, der beste Freund des Opfers zu sein. Dass das Opfer - wie Werfel selbst - Jude ist, spielt dabei eine nicht zu übersehende Rolle, auch wenn das Jude-Sein Adlers vom Autor nicht ständig vordergründig herausgestellt wird.
Auch sprachlich klingt dieser Roman keineswegs altertümlich.

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