Zum Glück nicht

Ein tragikomischer Roman, verspricht der Klappentext, na ja, ich würde sagen: Viel Tragik, wenig Komik. Am komischsten ist vielleicht noch die Episode, in der der Ich-Erzähler in religiöser Mission in einem Buchladen eine Mao-Bibel stiehlt. Vielleicht auch noch die Szene, wo er sich beim Lachsfischen so tollpatschig anstellt wie Donald Duck. Aber es gibt keine lustigen Neffen in diesem Buch, das um Blut und Tod, um (eher animalischen) Sex und Kritik am Katholizismus der 50er Jahre kreist - wie bei anderen Autoren, deren Werke vielleicht nicht ganz zufällig auch im Residenz-Verlag erschienen sind. 
Der Ich-Erzähler beschreibt seine mehrmonatige Reise ins nördliche Patagonien (in Feuerland ist er gar nicht gewesen), aber ein großer Teil des Romans spielt sowieso nicht in Argentinien, sondern besteht aus Rückblenden auf Ereignisse in Österreich und Deutschland. 
Dass der Lieblingsort des Ich-Erzählers in Argentinien ein Friedhof ist, trifft dessen Lebensgefühl recht genau. Von einer Abtreibung lesen wir, von einer (fast) gescheiterten Operation, von drei Autounfällen; und nie erspart uns der Autor die ekligen Einzelheiten - Blut, Schmerz, Sperma, Knochen, Fleisch, Verfall. 
Das alles wird mit zahlreichen Sprüngen und Perspektivwechseln erzählt, klar, so was nennt man moderne Erzähltechnik, ich weiß, aber was bringt es, wenn der Leser mal wieder im Stich gelassen wird? Verwirrung, und sonst? 

Das Leben als solches, so lernen wir, ist freudlos und grotesk wie der Tod einer der Hauptpersonen am Ende des Romans: Er wird im Auto von einem Schwein erschlagen, das von dem vor ihm fahrenden Viehtransporter herunterfällt. Aber so schrecklich, und mich darauf mal wieder hingewiesen zu haben, ist der positive Effekt dieses Romans, so schrecklich ist das Leben zum Glück nicht.

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