Bankgeschäfte in Guatemala


floressteg

Ein Blick auf den Lago Petén Itzá. Der Steg, an dem die "Lanchas" genannten Boote festmachen, ist wegen des hohen Wasserstandes etwas unter Wasser. Wenn man an dem Steg anlegt, kommt man sofort in die "Mundo Maya", ein modernes Shopping-Center. Ein paar Meter weiter, vor dem Shopping-Center, folgende Szene:

banco

Was ist das? Ein bewaffneter Mann einer privaten Sicherheitsfirma, Menschen stehen Schlange vor einem Bus. Ein Bus der "Banco Rural'" - der Landwirtschaftbank. Dass ein Bewaffneter vor jeder Bankfiliale steht, daran gewöhnt man sich in Mittelamerika schnell. Auch Apotheken müssen sich in der Regel einen Wächter mit Gewehr leisten, das Shopping-Center selbst ist auch Tag und Nacht bewacht.
Aber wieso dieser Bank-Bus? Gibt es in diesem Land nicht genug Bank-Filialen? Doch, jede Menge, auch die internationalen wie HSBC sind vertreten. Das Problem allerdings: In Mittelamerika kann man nicht einfach von einer Bank auf die andere überweisen. Bankgeschäfte gehen also so: Um die Stromrechnung zu bezahlen, gehe ich zur ersten Bank, stelle mich in die Schlange und fülle ein Formular aus. Für die Handy-Rechnung fahre ich dann zur zweiten Bank, wenn ich Glück habe, liegt die dritte Bank, auf der ich meine Miete einzahlen muss, auf dem Weg. Leute mit Geld schicken ihren Fahrer, der hat dann den Vormittag mit Schlangestehen bei verschiedenen Banken zu tun.
Die Männer hier haben ein besonderes Problem:  Jedes Jahr zu einem bestimmten Termin muss jeder Führerscheininhaber seinen Lizenz erneuern lassen, ein bürokratischer Akt, der selbstverständlich eine Gebühr kostet, die man bei der Banco Rural einzahlen muss. Deshalb hat die Bank diesen Bus dort geparkt, aber trotzdem haben sich in der Woche, in der ich das beobachten konnte, immer wieder lange Schlangen gebildet. Ein Mann, der als Fahrer für eine Firma tätig ist, hat mir erzählt, er habe 8 Stunden da gestanden.
Warum es keine Bank-zu-Bank-Überweisungen gibt? Keine Ahnung. Ich frage mich nur, wie man unter diesen Umständen einen Laden führen kann. Wahrscheinlich bezahlt man alle Lieferanten bar oder hat einen Angestellten, der seine Zeit damit verbringt, sich bei den verschiedenen Banken in die Schlange zu stellen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Fußleisten-Entsorgung

Wolfgang Thomas