Das Rätsel des Kleine-Hütten-Kultes

Überall scheinen die Kultstätten des sogenannten Kleine-Hütten-Kultes um das Jahr 2000 herum wie aus dem Boden gesprossen zu sein, bald schon hat es offensichtlich keine Stadt, kein Dorf mehr gegeben, dass diesem Kult nicht gehuldigt hat. Fest steht, dass der Höhepunkt der Feierlichkeiten irgendwann im Winter gelegen hat. Einzelne Zeugnisse stammen zwar auch aus anderen Jahreszeiten, aber der Schwerpunkt liegt eindeutig in der Winterzeit, nur im Winter haben sich die Merkmale rein ausgeprägt. Die Forscher sind sich einig, dass ein starke Priester-Kaste hinter dem Kult gestanden haben muss. Wie sonst ist es zu erklären, dass alle diese temporären Kultstätten fast genau gleich ausgesehen haben?  Sie bestanden allesamt aus kleinen hölzernen Buden, die in der sonstigen Jahreszeit abgebaut worden sein müssen. Die Funde der Archäologen belegen  eindeutig, dass in allen diesen Buden Gegenstände aufbewahrt worden sind. Möglich ist auch, dass diese Gegenstände dort verkauft worden sind, dafür fehlen aber eindeutige Beweise. Die Funde lassen sich keiner Richtung eindeutig zuordnen: Hüte, kleine Figürchen, Kleidung, Holzspielzeug, Kerzen, Seife, Räucherwerk, Speiseöl, Teller, allerhand Tand, Spirituosen. Eine große Rolle haben offenbar auch der Verzehr von Speisen und alkoholischen Getränken gespielt, letztere sind möglicherweise erwärmt gewesen - ein sehr rätselhaftes Detail, denn das Trinken von erwärmten alkoholischen Getränken ist sonst in dieser Epoche nirgends belegt.

Was die Menschen um die Wende des 2. Jahrtausends herum dazu bewogen hat, trotz schlechten Wetters und winterlicher Kälte diese Kultstätten aufzusuchen, gilt als ungeklärt. Da es kaum vorstellbar ist, dass sich die Menschen freiwillig in die Kälte begeben haben, wo doch in unmittelbarer Nähe in der Regel gut geheizte Zentren gewesen sind, wird wohl auch hier die Hypothese, es habe eine starke Priesterkaste nicht unerheblichen Zwang ausgeübt, am ehesten als Erklärung taugen.

Ein Minderheit  der Gelehrten bringt den winterlichen Kleine-Hütten-Kult mit dem Weihnachtsfest des Christentums in Verbindung. Das ist aber recht unwahrscheinlich. Denn erstens befand sich in der fraglichen Zeit das Christentum in einem rasanten Niedergang, zweitens finden sich für diese These nicht die geringsten archäologischen Zeugnisse. Nichts, was bei Ausgrabungen an diesen Kultstätten ans Tageslicht gekommen ist, stand in irgendeiner Beziehung zu den Symbolen des Christentums. Höchstens einige Bäume, verschiedene Arten von Nadelbäumen, könnten für diese Hypothese sprechen, denn es gibt einige Quellen aus dieser Zeit, in denen eindeutig belegt ist, dass damals in christlichen Kultstätten ebenfalls Nadelbäume aufgestellt worden sind. Dageben spricht aber eindeutig, dass der Nadelbaum-Kult vornehmlich an Stätten zu finden ist, die mit Religion nicht zu tun haben. Der Kleine-Hütten-Kult  - ein Rätsel, das die Archäologen wohl noch lange beschäftigen wird.  

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Fußleisten-Entsorgung

Wolfgang Thomas