Posts

Posts mit dem Label "Denkereien" werden angezeigt.

Fussball und Leben

Bild
"Das Leben ist zu kurz, um es mit solchen Sachen wie Frauenfussball zu verplempern" - alter Macho-Spruch, ich weiß. Aber ist das Leben nicht auch zu kurz, um es mit Männer-Fußball zu verplempern? Bestimmt, ganz bestimmt. Das Dumme ist nur, dass das Leben auch zu kurz ist, um es mit Spielfilmen, Nachrichten und Wetterbericht zu verplempern. Stellen wir also das Fernsehen aus und lesen ein Buch, eines der sogenannten "guten Bücher" natürlich. Was fällt uns nach Seite zwei ein? Das Leben ist zu kurz, um es mit den Depressionen eines längst verstorbenen Schriftstellers zu verplempern. Was tun? Das Leben mit dem Internet verplempern oder lieber doch Fussball gucken?

Die Tollen Tage - ein Rückblick

Bild
Karneval, das sagten früher, als sie sich so etwas zu sagen noch getraut haben, die Pastöre, Karneval ist eine Zeit der Sünde. Womit sie den Nagel insofern auf seinen sprichwörtlichen Kopf gehauen haben, als der Karneval ja die Nicht-Normal-Zeit per Definitionem ist. Oder, anders gesagt: Ohne ein Über-die-Stränge-Schlagen keine Tollen Tage. Jenseits der Stränge lockt die Sünde. So einfach, so klar. Ich habe mich während der Karnevalstage dem Jenseits der Stränge verweigert und der Arbeit gewidmet. Der Handarbeit, der Erzeugung des Schweißes des Angesichts und des Schweißes anderer Körperregionen auch. Anbau renoviert. Arbeit, harte, sinnvolle, körperliche Arbeit lässt keinen Raum für Sprünge über Stränge. Das haben die Pastoren gedacht, früher, als sie noch laut von der Kanzel herunter gedacht haben, und deshalb verkündet, derartige Arbeit sei dem Karneval und seinem Treiben vorzuziehen. Das war früher. Heute ist alles anders. Heute lockt die Sünde allüberall, vor allem die Sünde

Hohes Niveau

"Die TV-Nutzung blieb auf konstant hohem Niveau: Im Durchschnitt sah jeder Zuschauer ab drei Jahren 224 Minuten fern am Tag. 2010 lag der Wert bei 223 Minuten." - Oh my dear, 224 Minuten, das sind fast vier Stunden am Tag. Und dass soll der Durchschnitt der ab Dreijährigen sein ---- Wann haben die Leute nur so viel Zeit für so was? Achtstundentag, Abendessen und dann noch 4 - 5 Stunden Fernsehen? Den Teil der Welt verstehe ich nicht.

Das Rätsel des Kleine-Hütten-Kultes

Überall scheinen die Kultstätten des sogenannten Kleine-Hütten-Kultes um das Jahr 2000 herum wie aus dem Boden gesprossen zu sein, bald schon hat es offensichtlich keine Stadt, kein Dorf mehr gegeben, dass diesem Kult nicht gehuldigt hat. Fest steht, dass der Höhepunkt der Feierlichkeiten irgendwann im Winter gelegen hat. Einzelne Zeugnisse stammen zwar auch aus anderen Jahreszeiten, aber der Schwerpunkt liegt eindeutig in der Winterzeit, nur im Winter haben sich die Merkmale rein ausgeprägt. Die Forscher sind sich einig, dass ein starke Priester-Kaste hinter dem Kult gestanden haben muss. Wie sonst ist es zu erklären, dass alle diese temporären Kultstätten fast genau gleich ausgesehen haben?  Sie bestanden allesamt aus kleinen hölzernen Buden, die in der sonstigen Jahreszeit abgebaut worden sein müssen. Die Funde der Archäologen belegen  eindeutig, dass in allen diesen Buden Gegenstände aufbewahrt worden sind. Möglich ist auch, dass diese Gegenstände dort verkauft worden sind, dafür f

VEB Portraitfotografie

Bild
Kein gutes Bild, keine Frage, ich bin ja kaum zu erkennen. Die Portraits, die heutzutage der Staat macht, sind halt nicht besser. Nicht dass sie schlechter geworden wären, nein, im Regelfall hat sich die Qualität in den letzten 30 Jahren nicht verändert. Nicht besser, nicht schlechter. Kein Wunder, den staatlichen Fotografen fehlt einfach die private Konkurrenz. Weil man in dem Sektor die Marktwirtschaft völlig, aber auch wirklich völlig ausgeschaltet hat, braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Qualität auf einem dermaßen niedrigen Niveau stagniert. Die Kunden müssen ihre Portraits ja beim Monopolisten kaufen. Gut, man tut so, als ob der Kunde die Wahl hätte. Immerhin kann man sich die Stelle, an der man fotografiert werden will, ja noch selbst aussuchen. Aber was bringt das schon! Egal wo man sich fotografieren lässt, überall die gleiche Qualität, wie das in der Planwirtschaft halt so ist. Normalerweise würde solche Portraits kein Kunde kaufen. Aber das haben die da oben natür

Schwärme

"Man redet derzeit viel über Schwarmintelligenz; der Normalfall lautet aber immer noch: Schwarmblödheit." (Michael Konovsky)  

Unsern täglichen Traum

"Unsern täglichen Traum gib uns heute" - dieser Satz, der von Hans Arp stammen soll, ist dann von Kurt Marti in einem Gedicht verwendet worden. Und da der Kurt Marti nicht nur ein Dichter, sondern auch ein reformierter Pfarrer gewesen ist, ein "progressiver" dazu, hat dieser Satz Karriere gemacht. Das Träumen, so verstehe ich den Satz und so verstehen ihn vermutlich die Religionspädagogen und Kirchentagsgruppenleiter, die ihn zum Titel von Unterrichtsstunden, Predigten und Arbeitsgruppen nehmen - man googele den Satz einmal, da wird man auf viele Quellen stoßen - das Träumen von einer besseren Welt ist für den Menschen so wichtig wie das tägliche Brot. So weit, so schön. Ist auch theologisch nichts gegen einzuwenden, denn dass mit dem täglichen Brot auch nicht Essbares, sozusagen Seelennahrung gemeint sein kann, ist ein exegetischer Gemeinplatz. Das Dumme ist nur, dass dieser Satz ursprünglich gar nicht so gemeint war. Hans Arp - übrigens der Onkel von Udo Jürgens

Computerreisen

Ob man heutzutage einen Reisebericht schreiben kann, sozusagen vom Schreibtisch aus? Man nehme Fotos aus Google Earth, schließlich gibt es ja keinen Grönländischen Fjord, von dem keine Bilder online sind, dann lese man was in der Wikipedia rum, bei Bedarf in anderen gegoogelten Zufallsfunden; Menschen lassen sich leicht erfinden, denn Menschen sind im Grunde doch immer gleich, ob auf Island oder einem anderen Island - einmal gut rumgerührt - schon ist es fertig. Da hatte es der gute alte Karl May noch viel schwerer.

Scherben

Dass Scherben Glück bringen, wird im Zeitalter des Konsumismus in einem neuen Sinn wahr: Wenn was kaputt geht, darf ich, juchuh, was Neues kaufen.

Hunde

Hat schon mal jemand ausgerechnet, wie viel Co2 durch völlig überflüssige Hunde, Katzen und Pferde entsteht? So mal eine vollständige Bilanz von der Produktion des Futters bis zur Verbrennung in der Tierkörperbeseitigungsanstalt? Einfach all das Viehzeugs verbieten und wir hätten alle Klimaziele erreicht, jede Wette, oder doch mindestens das Äquivalent für ein schönes neues Braunkohlekraftwerk. Und was die alles fressen! Da macht man fleischessenden Mitmenschen ständig ein schlechtes Gewissen, indem man ihnen vorrechnet, wie viele Menschen mehr ernährt werden könnten, wenn alle zu Vegetariern würden. Warum rechnet niemand vor, wie viele Menschen man mehr ernähren könnte, wenn man alle nutzlosen Haus- und Reittiere verbieten würde?

Ritual

Geburtstagsanruf - wenn er kommt, neigt man dazu, ihn als bloßes Ritual abzutun. Wenn er nicht kommt, ist man enttäuscht.

Die Könige!

Die Könige heiraten, nicht die deutschen, aber wenigstens die englischen, eigentlich auch nicht die Könige, sondern nur der Enkelsohn der Königin, aber was soll's: Oma, die eigentlich nie fern sieht, weil sie stark dement ist, sitzt seit Stunden vor dem Fernseher und guckt zu. Was will uns das sagen?

Semana Santa Bilder

Wie das Leben doch wogt, auf den Bildern von den Prozessionen in der Semana Santa in Guatemala. Selbst wenn jemand einwendet, das sei nur dem Tourismus geschuldet, so ist das trotzdem was ganz anderes als unsere heiter-belanglos-gelangweilten Oster-Ausflüge und Oster-Belustigungen. Bei uns hat längst das Hasenfest gesiegt, oder wie wär's mit Baumblütenfest: "Für das Baumblütenfest haben am Festplatz an der Parchimer Allee Geschäfte Wagen aufgebaut. Ein 8,50 Meter großer Osterhase heißt am Eingang die Besucher willkommen. Unter den gerade frisch erblühenden Bäumen neben dem Gutspark ist ein buntes Unterhaltungsprogramm für die ganze Familie aufgebaut. Die rasante Nessi-Achterbahn gehört genauso dazu wie der „Power-Express“ und das Karussell „Break Dance“. Es gibt natürlich Auto-Scooter, und als Publikumsmagnet dürfte sich auch Paul, der „Sprechende Elch“, erweisen, der die Besucher mit amüsanten Sprüchen unterhält. Ein Festzelt bietet Platz zur Pause und zum Ostertanz. Der Eint

Fehlende Erlösung

Oma und ihre Schwester, beide gehen an die 90. Was ihnen bisher Freude gemacht hat, ihr Lebensinhalt sozusagen, fällt jetzt weg: Lebensinhalt? Geld verdienen und vor allem Geld ausgeben, hier was kaufen, da was kaufen, mit Leuten zusammensitzen, trinken und rauchen und rumquatschen, und von der Langeweile am Abend erlöst das Fernsehen. Jetzt können sie nicht mehr shoppen, nicht mehr rumquatschen, nicht mehr fernsehen.

Wir Künstler

Jeder Mensch, sagte bekanntlich Joseph Beuys, ist ein Künstler. Aber nicht alles, was jeder Mensch macht, ist Kunst. Vielleicht macht mancher Mensch nie dergleiche, mag er auch, wie jeder Mensch, ein Künstler sein. Und das allermeiste, was jeder Mensch macht, ist - selbst wenn es so ein vollendetes Kunstwerk ist wie der Flügelschlag einer Fledermaus - so flüchtig wie der Flügelschlag einer Fledermaus. Zum Glück.

Ernte, Dank

Heute um 12:00 Uhr bin ich einmal durch den Garten gegangen, habe Mangold, Bohnen, Rote Beete, Zwiebeln, Petersilie und Majoran geerntet, dann in den Keller, um ein paar Kartoffeln heraufzuholen. Dann eine Suppe gekocht. Eine schöne Suppe, eine schöne Ernte. Man sollte jeden Tag Erntedank feiern, auch wenn man beim Aldi geerntet hat.

Rekultivierung

Leserbrief für die FAZ: Jeden, der da die zerstörte Landschaft oder die abgebaggerten Dörfer beklagt, lade ich gerne ein, mal in die Gegend zu kommen, wo ich wohne, zwischen Erftstadt und Bergheim. Seit 50 Jahren beobachte ich den Prozess. Heute sind die rekultivierten Flächen Ackerflächen bester Qualität oder beliebte Naherholungsgebiete (und zwar auch schon die Gebiete, die erst um 2000 rekultiviert wurden wie das "Marienfeld" bei Kerpen), in denen alle möglichen Tierarten leben, die dort früher nie gesichtet wurden. Und die umgesiedelten Dörfer? Sind heute begehrte Wohnlagen, z.B. deswegen, weil die Grundstücke großzügig bemessen waren, so großzügig, dass etwa in Neu-Bottenbroich die allermeisten Umgesiedelten ihr Grundstück geteilt und die hintere Hälfte als Bauland verkauft haben. Der Rest ist Unwissenheit, Nostalgie, Gejammere und politisch motiviertes Einschlagen auf die "bösen Strom-Konzerne" (bei denenn ich nie auf der Gehaltsliste gestanden habe, falls da

Vom Glück

"Nichts quält, nichts versklavt so sehr wie die Hoffnung auf irdisches Glück" - auch ein schöner Satz von Julien Green

Von dort nach hier

"Das Dort ist eines jener magischen Wörter, die ich auf dieser Erde geliebt haben werde." Sagt Julien Green. Schön gesagt, vielleicht ist es aber gerade das Hier, das man auf dieser Erde geliebt haben soll. Wer will, kann eine Psychologie der Dort-Typen und der Hier-Typen entwerfen.

Das gute Leben

Hilaritas sapientiae et bonae vitae proles - mal was für unsere Lateiner. Steht aber nicht in Rom oder einer sonstigen Stadt von Lateinerland, sondern in Williamsburg, Virginia. Die Leute da haben den Spruch noch nicht einmal irgendwo abgeschrieben, sondern offenbar selbst erfunden.