Fußleisten-Entsorgung

Im Wohnzimmer unten waren noch die alten Fußleisten. vielleicht nicht ganz so alt wie das Haus, aber 50 Jahre dürften die auf dem Buckel haben. Mit Mühe, Not, Hammer und Meißel habe ich sie heute morgen rausgebrochen und rausgerissen. War auch ein Problem, aber jetzt kommt das eigentliche Problem: Wohin mit den alten Fußleisten?


Für schätzungsweise 95%, wenn nicht 99% der Weltbevölkerung wäre das kein Problem. Über 60% wären wahrscheinlich heilfroh, so schöne Leisten zu haben, und würden sie wieder verwenden. Ungefähr genau so viele wären froh, so schönes trockenes Brennholz zu haben, und würden sie im Herd verfeuern. Der Rest der Menschheit würde die Dinger einfach auf den Müll werfen. Nicht so die Deutschen.

Verbrennen im Herd geht schon mal gar nicht, weil die Leisten lackiert sind. So was ist nach der Bundesimmissionsschutzverordnung streng verboten, kann man hier nachlesen.
Wiederverwenden will bei uns dergleichen niemand, Slumbewohner gibt es nicht, alle anderen kaufen sich neue, obwohl 23 Meter Fußleisten (Vollholz Fichte, unbehandelt) im Bauhaus um die 100 EUR kosten.
Bleibt der Müll. In die Mülltonne passen sie nicht. Natürlich könnte ich sie mit Axt und Kettensäge so lange zerkleinern, bis sie in die 60 Liter-Tonne passen, dann jede Woche einen Teil in die Tonne, nach schätzungsweise 6 -7 Wochen wären alle weg. Würde mich außer der Arbeit etwa 25 EUR kosten, denn bei der Stadt Kerpen zahlt man für jede Leerung einzeln, und zwar 3,50. Fuschen geht nicht, weil jede Leerung mit Hilfe eines Chips elektronisch erfasst wird.
Sperrmüll? Nimmt Fußleisten nicht mit, weil sie als Bauschutt eingeordnet werden. Aus dem gleichen Grund kann ich sie auch nicht kostenlos beim Wertstoffhof der Stadt Kerpen entsorgen. Aber kostenpflichtig: 16 EUR pro angefangenen Kubikmeter, auch wenn es nur 0,06 Kubikmeter sind, plus die 16 Kilometer Fahrt, zerkleinern müsste ich sie auch, weil sie sonst nicht ins Auto passen.
Zum Glück gibt es private Entsorger. Der ist sich zwar auch sicher, dass lackierte Holzleisten irgendwie etwas Gefährliches sind. Schließlich leben wir in einem Land, wo man sich Gedanken über die Umweltbelastung durch Leichen macht. Beim privaten Entsorger wird nicht nach Kubikmetern gerechnet, sondern nach Tonnen: 350 EUR pro Tonne incl. Mehrwertsteuer. Auf meinen Einwand hin, dass die Leisten unter 0,01 Tonnen wiegen, erfuhr ich, dass in dem Falle die Mindestgebühr von 5 EUR fällig würde.
Also: Leisten autogerecht zerkleinern, Leisten ins Auto laden, 12 km fahren, Auto wiegen lassen, Leisten in der entsprechenden Ecke des Entsorgungshofes abladen, Auto wieder wiegen lassen, 5 EUR bezahlen. Feierabend.
Nachtrag: Die Nägel, die in den Leisten waren, waren kein Problem. Die habe ich in eine Kiste getan und vor die Tür gestellt, die holt gerade ein Schrotthändler ab.

Kommentare

  1. Ich denke, dass es immer wieder Möglichkeiten gibt, so etwas vernünftig zu entsorgen und wenn man dafür ein paar Euro zahlen muss, dann ist das vollkommen in Ordnung. Besser, als so etwas illegal zu machen, wie viele andere es immer wieder versuchen.

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