Batterie- und sonstiger Schrott


Ich könnte schon fast eine Serie mit dem Titel "Mein Entsorgungs-Problem-Alltag" schreiben. Gehört eine Küchenarbeitsplatte zum Sperrmüll? Nimmt der Wertstoffhof die alten gestrichenen Fußleisten, obwohl die zerkleinert doch in die Hausmülltonne passen würden? Was ist der Unterschied zwischen gemischtem Bauschutt und recyclingfähigem Bauschutt? Lauter Fragen, deren Beantwortung nicht nur mehr oder viel Geld kostest, sondern auch Zeit bzw. gefahrene Kilometer.

Heute kam noch ein weiterer Fragenkomplex hinzu: Die Batterie-Entsorgung. Batterien sind ja angeblich mächtig umweltschädlich, was den Gesetzgeber auf den Plan gerufen hat. Normale Batterien müssen die Läden bekanntlich zurücknehmen, weshalb beim Aldi so ein Kästchen steht. Haben wir ja alle schon längst gelernt. Leider passt eine Autobatterie nicht in das Kästchen hinein. Muss ja auch nicht, weil der Aldi keine Autobatterien verkauft.

Normalerweise ist das kein Problem. Autobatterie leer, ich fahre zum lokalen Auto-Dealer oder zu ATU oder wem auch immer. Alte Batterie raus, der Händler muss die alte kostenlos entsorgen, neue rein. Die Frage, wie man ohne funktionierende Batterie zu seinem Batterie-Dealer kommt, lassen wir mal kurz beiseite, obwohl sie nicht uninteressant ist. Aber man hat ja einen Zweitwagen, ein Fahrrad mit superstabilem Gebäckträger oder einen freundlichen Nachbar.

Das Dumme: Bisher habe ich die Batterien immer bei ATU gekauft, weil gut und preiswert. Diesmal kostete die Batterie bei ATU 112 EUR, im Internet nur 72,90. Also die Batterie im Internet bestellt, Express-Versand war inbegriffen. Einbau problemlos, Auto fährt, bleibt die Entsorgung.

Nun ist der Gesetzgeber ja schlau und hat offenbar bedacht, dass Menschen, die irgendwo eine Batterie gekauft haben, dann keine Lust mehr haben könnten, die alte Batterie zum Händler zu bringen. vor allem, wenn der Händler in einem kleinen Dorf südlich von Mannheim wohnt. Also hat er noch vor dem weltbekannten Dosenpfand ein weniger weltbekanntes Autobatterienpfand vorgeschrieben, die Höhe natürlich auch, nämlich 7,50 EUR, ein Betrag übrigens, der nicht an den jährlichen Anstieg der Lebenshaltungskosten gekoppelt ist, was offenbar eine Lücke im Gesetz ist.

Mein Internethändler weiß natürlich, dass ich nicht gewillt bin, dieses Pfand zu zahlen und außerdem guten Willens, das alte Ding fachgerecht entsorgen zu lassen. Er hat sich deshalb wie einige seiner Kollegen folgendes Verfahren überlegt: Ich verpflichte mich, die Batterie fachgerecht zu entsorgen, lasse mir diese Entsorgung schriftlich bestätigen, schicke diese Bestätigung innerhalb von 14 Tagen nach Kauf der Batterie an den Händler. Tue ich das nicht, so bucht er die erwähnten 7,50 EUR nachträglich von meinem Konto ab. Scheint mir den Gedanken des Pfandes nicht so ganz zu treffen, aber was solls. Sollte kein Problem sein, dachte ich, denn mein Händler schrieb auf seiner Homepage und auch noch einmal auf einem Zettel, der der Batterie beilag: "Sie können ihre Altbatterie bei den kommunalen oder sonstigen Entsorgungsunternehmen kostenlos entsorgen".

Also bin ich mit der alten Batterie bei übrigens herrlichem Frühlingswetter die 7 Kilometer zum Wertstoffhof der Stadt Kerpen gefahren, habe beim Eingang brav meinen Ausweis vorgezeigt, denn nur Kerpener Bürger dürfen ihre Wertstoffe der Stadt Kerpen schenken. Habe den Ausweiskontrolleur auch direkt gefragt, wohin ich denn die alte Batterie stellen sollte, denn von vielen Besuchen bei dieser nützlichen und sehr ordentlichen Einrichtung der Stadt Kerpen weiß ich, dass die Mitarbeiter großen Wert darauf legen, dass man jedes Teil in den richtigen der etwa 20 Container schmeißt. "Nehmen wir nicht", sagte der Mann, "müssen sie mit zum Haus Forst fahren". Auf Rückfragen zu antworten hatte er keine Zeit, denn hinter mir hatte sich schon eine Schlange gebildet. Man muss nämlich wissen, dass der Besuch des städtischen Wertstoffhofs bei Rentnern wie mir ein beliebter Zeitvertreib ist, weshalb sich die Rentner-Geländewagen und Mercedesse mit Anhängern vor dem Tor leicht stauen.

Also bin ich zum Chef gegangen, ein, wie ich schon wusste, freundlicher Mann. Dass kommunale Entsorgungsstellen kostenlos Altbatterien annehmen, wie mein Internethändler behauptet hatte, konnte er sich sich vorstellen. Wusste er auch nicht. Er wusste nur, dass nach der Satzung der Stadt Kerpen für diesen Wertstoffhof eine Annahme von irgendwelchen Batterien nicht vorgesehen ist, kostenlos schon mal gar nicht. Aber er hatte einen Tipp für mich: Ich sollte mal beim Entsorgungszentrum des Erftkreises vorbeischaun, eben diesem Haus Forst, von dem schon der Kollege gesprochen hatte. Kostenlos, fragte ich skeptisch. Das wusste der Mann nicht, hielt es aber für ausgeschlossen. Niemand, sagte er, würde mir so etwas wie eine Autobatterie kostenlos abnehmen, ich könnte ja mal beim Haus Forst anrufen. Er wusste sogar, wo die Rufnummer steht, nämlich unten links auf dem Abfall-Kalender der Stadt Kerpen.

Gut: Erst mal die 7 Kilometer zurück gefahren, nicht ohne - ich gebe es zu - Ausschau zu halten nach Stellen, wo man eine Autobatterie unauffällig völlig kostenlos hinstellen könnte. Aber dann wären ja die 7,50 EUR nachträgliches Pfand weg ...

Zu Hause befrage ich das Internet: Für Batterien in Kerpen ist das "Schadstoffmobil" der Stadt Kerpen zuständig. Das ist mobil, wie der Name sagt, und kommt nur 3 Mal im Jahr, wie man sich denken kann. Und umsonst ist da auch fast nichts, schließlich kostet das "Schadstoffmobil" der Stadt ja auch eine Menge Geld.

Kurz entschlossen rufe ich meinen Internet-Batterien-Händler an. Der ist auch am Apparat, spricht auch recht gut Deutsch. Nein, natürlich nehmen alle kostenlos meine Batterie an, sagt er. Die Stadt Kerpen nicht, sage ich. Das ist eine Unverschämtheit, sagt er. Wir sind uns einig. Er hat sogar eine Begründung, auf die ich nicht gekommen wäre: Altbatterien sind wertvoller Rohstoff, ein Schrotthändler, der weniger als 5 EUR für eine Batterie meiner Größenordnung zahlt, ist ein Betrüger. Jetzt will ich nicht behaupten, bei der Stadt Kerpen oder dem Erftkreis säßen Betrüger. Nehmen wir also lieber an, dass die nur einfach keine Ahnung haben und dass die hauptamtliche Abfall-Beraterin, die sich die Stadt Kerpen leistet, nichts anderes tut, als die Abfall-Satzung der Stadt Kerpen auswendig zu lernen, um den Bürgern die entsprechenden Absätze am Telefon vorzulesen.

Der entscheidende Tipp war, es bei privaten Entsorgungunternehmen zu versuchen. Ich rufe also bei dem Unternehmen an, das mir schon bei der Entsorgung von recyclingfähigem Bauschutt geholfen hat. Ja, Autobatterien nehmen wir. Welcher Preis? Das wusste die Frau am Telefon nicht. Zum Glück kam gerade der Chef ins Büro: Kostenlos.

Prima. Ich fahren also die 7 km nach Türnich, stelle mich brav in die Schlange von Rentnern mit Geländewagen und Handwerkern, die drauf warten, dass ihr Auto mit dem jeweiligen Entsorgungsgut gewogen wird, schleppe dann die Batterie an den Schalter. Die Frau erinnerte sich an mich. die Batterie gehört da hinten in die Halle. Also schleppe ich das Ding dahinten in die Halle, wo der Müllwerker meiner Batterie ein Plätzchen auf einer Holzpalette zuweist, neben einem Stapel alter Schallplatten.

Zurück ins Büro, denn ich brauche ja noch meine Entsorgungsbescheinigung. Von so was hat die Frau noch nie was gehört. Hatte ich mir gedacht. Deshalb direkt eine Methode vorbereitet: Ein Stempel auf die Rechnung, darunter "Batterie ordnungsgemäß entsorgt, Unterschrift, fertig. Hat sie auch brav gemacht, nur die Unterschrift hat sie vergessen.

Jetzt bleibt nur noch ein Problem. Die Rechnung mit dem Stempel muss ich jetzt meinem Internet-Händler nach Mannheim schicken. Per Post, dann muss ich eine Kopie machen lassen, denn die Rechnung brauche ich ja für die Garantie. Eingescannt per Email wäre einfacher. Hoffentlich wird er das akzeptieren.

Folgenden Text sollte ich vielleicht der Abfallberaterin der Stadt Kerpen schicken: Mehr als 90% der Wertstoffe von alten Autobatterien können nämlich zur Herstellung von neuen Produkten verwendet werden. So wird zum Beispiel das feste Blei von den Gittern, Verbindungen und Polen eingeschmolzen und für die Herstellung von neuen Batterien verwendet. Aus der «Batteriesäure » entsteht unter Zugabe von Natronlauge Natriumsulfat, welches kristallisiert und getrocknet in der chemischen Industrie für die Waschmittelherstellung verwendet werden kann.

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