Tiergeschichten, mal mehr, mal weniger erbaulich, aufgeschrieben von einem Teilzeitbergbauern (7)


Ein Dialog, bei dem Vorschläge zum artgerechten Umgang mit nimmersatten Rauben diskutiert werden

Unsere Rosen haben es schwer. Das feuchte Klima begünstigt Blattkrankheiten, und wenn niemand da ist, werden die Rosen von Unkräutern aller Art umzingelt. Dieses Jahr war der Winter mild, die Rosen treiben üppig, das Unkraut ist rasch rausgerupft, bald werden sich die ersten Knospen öffnen.

Doch schon taucht ein Rosenfeind auf, der Blätter durchlöchert oder bis aufs Skelett abfrisst. Schnecken? Keine Spuren zu sehen. Nein: Grüne Raupen, 1 cm lang und so grün wie die Blätter, fressen sich langsam aber sicher voll. Weg mit den gefräßigen Viechern! Ist ja prima, wenn daraus mal ein hübscher Schmetterling wird, aber erstens entwickeln sich aus diesen grünen Raupen keine Schmetterlinge, sondern hässliche Wespen, und zweitens kommt es nicht in Frage, dass sie unsere Rosenblätter löchern. Sollen sie sich doch am Unkraut satt fressen, ist ja genug Grünzeugs da!

Ich sammle also Raupen, lege immer 5 davon in die offene Hand und werfe die Ausbeute in die Brauchwassertonne, möglichst schnell, denn etwas eklig finde ich die grünen Dinger schon.

Nachdem fünfzehn Raupen im Wasser gelandet sind, ist die gelbe Strauchrose raupenfrei.

Auf tritt der Gärtnerin. Ich, stolz: “Guck mal! Von dieser Rose habe ich 15 Raupen abgesammelt!”

“Hm, und was hast du mit den Raupen gemacht?”

“Ich wollte sie nicht auf der Wiese aussetzen, wer weiß, wie weit Raupen krabbeln können.”

“Und? Was hast du damit gemacht? Umgebracht hast du sie, gib’s schon zu!”

“Umgebracht? Nein, wäre mir viel zu eklig, die zu zerquetschen.”

“Also was?”

“Die leben noch, die schwimmen in der Regentonne!”

“Du hast sie also ertränkt!”

“Können Raupen nicht schwimmen?”

“Wenn sie wieder an Land kommen, dann fressen sie morgen die restlichen Rosen ab.”

“Was hättest du denn mit den Raupen gemacht?”

“In die Bio-Tonne geworfen.”

“Und da?

”“Da kommen sie nicht raus und finden sicherlich auch was zu fressen.”

“Meinst du, die mögen Kartoffelschalen?”

“Heute gab es Eisbergsalat, schon vergessen?”

“Aber wenn der Bio-Müll abgeholt wird, meinst du, den Verrottungsprozess überlebt auch nur eine Raupe?”

“Weißt du, was hier mit dem Bio-Müll passiert?”

“Du doch auch nicht!”

“Vielleicht fühlen sich Raupen im Kompost wohl, kann doch sein.”

“Mitten im stinkenden faulen Bio-Zeugs, die armen Raupen. Morgen stelle ich mich an den Gartenzaun und mache Raupen-Weitwurf.”

“Morgen lässt du die Raupen in Ruhe, um die Rosen kümmere ich mich.”

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