Bischofs Kapital



(Für Amazon:)
Nachdem mehrere Rezensenten hier dem Buch fünf Sterne gegeben haben, muss ich mal ein wenig meckern:
(1) Es handelt sich um ein eher populär geschriebenes Buch, wer mit den Namen von Ketteler oder Nell-Breuning etwas anfangen kann, sich also etwas in der katholischen Soziallehre auskennt, der wird nicht viel Neues erfahren.
(2) Der Autor war zeitweilig als außerordentlicher Professor für Christliche Gesellschaftslehre tätig, man darf hier aber keinen wissenschaftlichen Diskurs erwarten, sondern ernsthafte Plaudereien - was nicht unbedingt negativ gemeint ist.
(3) Dem Buch hätte eine Überarbeitung und Kürzung gut getan, an einigen Stellen ist dem Autor selbst aufgefallen, dass er sich wiederholt. Der Klarheit der grundlegenden Gedanken hätte eine Straffung nur gut getan.
(4) Der Autor ist darum bemüht, klar zu machen, dass ihm die Lebenswirklichkeit der Menschen nicht fremd ist. Ich glaube nicht, dass es nur daran liegt, dass ich ein Vorurteil habe, wenn es darum geht, wie nahe Bischöfe an der gesellschaftlichen Realität sind; aber ich bin bei der Lektüre den Eindruck nicht los geworden, dass R. Marx die Realität im Sozialhilfe-Bereich oder im Bildungswesen doch nur aus der Entfernung kennengelernt hat.
(5) Die Grundlinien der Katholischen Soziallehre werden klar, auch das zugrundeliegende Menschenbild. Wenn er aus den verschiedensten Verlautbarungen dieser Tradition zitiert, dann ist R. Marx auf der sicheren Seite. Auch im Anprangern von Mißständen in der Wirtschaft und der Welt übt er sich des öfteren (".... ich halte es für einen Skandal ....")und macht auch diskutierenswerte Verbesserungsvorschläge. Trotzdem bleibt "Das Kapital" manchmal eigentümlich schwammig, da fehlt mir bei den wirtschaftspolitische Analysen die nötige Schärfe.
Trotzdem lesenswert!

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