Wahlkampf auf dem Dorfe
Der Wahlkampf ist in vollem Gange. Kommunalwahlen in 10 Tagen.
Aber der Wahlkampf hier im Dorf und in der Kleinstadt, zu der unser Dorf gehört, ist - sagen wir - etwas merkwürdig.
So ein üblicher Wahlkampf findet nämlich gar nicht statt. Keine Versammlungen, keine Stände vor den Geschäften, wo man Kugelschreiber oder ein Blümchen geschenkt bekommt, keine Kandidaten, die von Haustür zu Haustür gehen.
Das einzige, was ich sehe, sind Plakate. Auf dem Weg vom Haus zum Bahnhof: Alles voller Plakate. Auf der Fahrt zum Aldi habe ich gesehen, wie von der Ladefläche eines Transporters aus zwei Menschen ein Plakat an einem Laternenmast aufgehängt haben. Ein recht junger Mann, eindeutig zu den People of Color gehörig, wie man heute sagt. Und eine Frau in den 30er, deren Haut weiß ist, deren sehr, sehr langen Haare aber sehr rot gefärbt waren. Kannte ich beide nicht. Auf der Rückfahrt vom Aldi habe ich dann mit Erstaunen bemerkt, dass es sich bei den Plakataufhängern um die örtlichen Kandidaten der AFD gehandelt hat, um die Betreiberin eines Tattoo-Studios und einen aus der Karibik stammenden Jungpolitiker.
Der Kampf hier im Ort dreht sich um die Plakate. Und zwar werden die Plakate heruntergerissen. Nicht etwa nur die der AFD, sondern auch die der Grünen, der SPD und die des Bürgerbündnisses. Dass ich noch kein beschädigtes Plakat der Linken und der CDU gesehen habe, mag Zufall sein, ich will daraus keine Schlüsse ziehen.
Aber was denken sich die Leute dabei, wenn sie Plakate runterreissen? Pure Lust an der Zerstörung? Oder glauben sie, auch nur ein Wähler würde nicht die SPD (oder welche Partei auch immer) wählen, weil die Plakate dieser Partei verschwunden sind? Ich verstehe es nicht.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen