Leben im Hier und Jetzt (Altes Tagebuch 10)


Im Hier soll der Mensch leben, genau hier drin; und nicht über den Zaun soll er gucken, weil er dann nämlich nach dort guckt - und wo dort ist, kann natürlich nicht hier sein. Ach, das ist alles so natürlich, so logisch.
Im Hier soll er leben und im Jetzt, was der Mensch ja sowieso macht, weil ihm gar nicht viel anderes übrig bleibt. Früher ist ja schon früher gewesen und kommt nicht wieder. vielleicht doch, wenn man ganz lange wartet, so einen ganzen Äon lang; dann kommt, so meinen einige, das von früher alles nochmal genau so wieder. Dann ist früher jetzt und der Mensch lebt ganz im Jetzt, das früher ist, was dann aber nichts mehr macht. Dann ist das erlaubt, aber da muss man, wie gesagt, fast bis ewig warten. Und warten ist ja verboten, weil der Mensch ja, wenn er wartet, auf das wartet, was nicht jetzt ist. Das Jetzt ist dann zwar das warten, aber so ist das nicht gemeint, weiß man doch.
Seinen Geist auf die Reise schicken, weg von dem Hier und Jetzt, das ist das Verbotene.
Der blöde Fleischleib liegt ja eh die ganze Zweit hier rum und jetzt rum. Der kann nicht fliegen; und wenn er es doch tut, dann fliegt er von hier nach dort und dort ist dann augenblicklich schon das neue Hier - und es ist die ganze Zeit lang jetzt.Da ist also leibmäßig gar nichts zu machen. Nur in Science-Fiktion-Stories beamen schon mal die Leiber in der Zeit herum. Aber der Normalmensch muss ständig in diesem Jetzt rumhängen, leibmäßig, versteht sich, und das in all der Ewigkeit, die ihm vergönnt ist zum Rumhängen. Da sollte man dem Geist schon mal eine kleine Eskapade gönnen, meine ich.

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