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Das Radio plärrt (altes Tagebuch 9)

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Das Radio ist am Musikmachen. Die Popmusiksendermusik ist ziemlich unerträglich. Das Radio liebt den Einsamen. Könnte man denken, aber das Radio liebt gar keinen und nichts. Das Radio plärrt auch, wenn ihm keiner zuhört oder wenn es mit Fußtritten behandelt wird. Der Einsame liebt das Radio. Oder auch nicht. Er benutzt es. Es quetscht es für sich aus, damit da was in der Luft ist. Damit da das ist, was da ist, wenn eine Gruppe da ist. Aber das weiß ja jeder. Was nicht jeder weiß: Der Klassiksender im Radio ist erträglicher. Der Klassiksender tönt nicht so aufgeregt. Dann aber doch. Er tönt auch nicht immer wohl. Da sind die Klassiksendermacher zu fein für. Sie lieben die Musik, die der Normalklassiksenderhörer noch nie gehört hat. Damit der dumme Hörer was dazulernt. Gelernt muss werden. Kultur ist lernen. Das weiß auch jeder. Im Auto tönt das Radio besonders oft. Nicht besonders gut, aber besonders oft. Weil wenn man fährt, kann man nicht fernsehen. Nur in die Ferne

Liebesleid (altes Tagebuch 8)

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"Egal wo Du dich versteckst, ich finde Dich" - eine Zeile aus einem Liebeslied Liebe? Klingt eher nach Leiden. .

Aufstieg, Niedergang (altes Tagebuch 7)

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Schon wieder ist eine neue Treppenstufe erreicht. Rauf? Runter? Avantgarden aller Art schreiten vorwärts. Das ist fein, aber wer die Treppe heruntergeht, geht auch vorwärts. Der Fehler der Reaktionären ist, dass sie davon träumen, man könnte rückwärts gehend die höheren Stufen wieder erreichen. Positiv daran ist, dass sie sich überhaupt ein Gespür dafür bewahrt haben, dass es neben einem Vorwärts auch ein Abwärts und ein Aufwärts gibt. Wie lange hat wohl die Spätantike ihr Vorschreiten noch als eine Höherentwicklung gesehen? Kommt nicht irgendwann der Punkt, an dem die Realität so deutlich spricht, dass es nichts mehr hilft, sich Augen und Ohren zu verstopfen?

Heruntergeleierte Gebete (Tagebuch 6)

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Das Suchen nach Worten schaltet den Verstand ein und die Verbindung nach "oben" ab. Deshalb vertrauen verschiedene Religionen auswendig gelernten Standard-Gebeten. Die rasseln nur ihre "Gegrüßet seist Du, Maria" herunter, heißt es dann. Nur? Müssen nicht die Worte in den Hintergrund treten können, ihre Schwere verlieren und dahinschweben?

Das Eigentliche (Tagebuch 5)

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07. Juni Das Eigentliche ist unsichtbar, das er jedenfalls so gesagt, dieser St. Exupéry, der dann abgestürzt ist mit seinem Flugzeugs. Aber das sichtbare ist doch das eigentliche. Wer das Eigentliche im Unsichtbaren sucht, sucht es immer gerade woanders. Nicht hier, nicht jetzt. Woanders. Hier aber ist das Eigentliche. Im Unsichtbaren lauert vieles, auch die Leere, auch der Tod. Das eigentliche ist im vollen Leben oder es ist gar nicht. Dann gäbe es kein Eigentliches und zu suchen gäbe es auch nichts. Dies und mehr lässt sich, wenn man nur lange genug gesucht hat im Anderen, finden - und zwar im Sichtbaren, Fühlbaren, Spürbaren. 

Brausen an Pfingsten (Tagebuch 4)

Ringsum braust es gewaltig. Kein Geist vom pfingstlichen Himmel, sondern der Pfingstrückreiseverkehr auf allen Autobahnen. Drinnen braust nichts, nur der Kühlschrank läuft. Gestern und vorgestern war das anderes. Da bin ich mitgebraust. Das hält den Kopf-Kreislauf auf Trab. Was? Das vorbeiflirrende Leben. Aber dann galoppiert die Zeit. Kultiviere die trübe Langeweile, dann schleichen die Minuten. So hast Du mehr vom Leben .... ??? .

Chemie? Chemie! (Tagebuch 3)

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5. Juni Die Angst vor der Chemie, der zeitgenössische Zauberlehrlingskomplex. Als ob die Natur gut oder beherrschbar wäre. Die Angst vor der Chemie ist die Angst vor der Moderne, der unbeherrschbaren. Eine Modernisierungsangst, die Reste und GrünLinke seit je eint. .