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Es werden Posts vom Januar, 2012 angezeigt.

Sankt Florian guckt weg

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Das Haus brennt ab. Schrecklich, schlimm entsetzlich. Einerseits. Anderseits aber. Ich will natürlich nicht dabei sein. Nein, weit weg, am besten irgendwo, wo man auch per Handy nicht zu erreichen ist. Und dann, bei der Rückkehr: Alles abgebrannt. Natürlich gibt es Ärgere mit den Versicherungen. Hausrat- und Feuerversicherung. Die werden nachforschen. Grobe Fahrlässigkeit? Gar Brandstiftung durch den Eigentümer oder im Auftrag des Eigentümers? Nix. die werden nichts finden. ich bin doch nicht blöd. Eine Zeit lang werden wir im Hotel schlafen müssen. bin mal gespannt, wie viele Sterne die Versicherung uns zugesteht. Aber Hauptsache, die Versicherung zahlt. Sie zahlt ja auch den Rest. Alle Tapeten, Farben. Die ganze untere Etage und der Flur hätten es sowieso nötig gehabt. Das macht jetzt eine Fachfirma. die Elektrik wird erneuert. Und während die Firmen für uns arbeiten, sitzen wir im Hotel und studieren Möbelprospekte. Dann geht das große Shoppen los. Alles neu. Kleidung und Kücheng

Der gar nicht so heilige Martin von Horrem

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Der Heilige Martin von Tours hat, so erzählt es die Legende, einem am Wege sitzenden frierenden Bettler die Hälfte seines Mantels abgegeben. In Tours, davon konnte ich mich selbst überzeugen, kann es kalt sein. Als ich vor zwei Jahren im Februar dort gewesen bin, lag Schnee. nur ein Zentimeter, aber dazu pfiff ein kalter Wind. In Horrem lag gestern früh kein Schnee, aber immerhin war der Garten mir etwas Reif bedeckt. Und als ich mit zwei Säcken das Haus verließ, war der Reif noch nicht getaut. Einer der beiden Säcke war blau, groß und schwer. Bei dem anderen handelte es sich lediglich um eine Einkaufstüte vom Mantelhaus Goertz. Beide Säcke gefüllt mit Altkleidern, z. T. Sachen, die unsere Haushaltshilfe zurückgelassen hatte. In den blauen Sack hatte ich kurz entschlossen noch meine Nike-Winterjacke gestopft. Normalerweise landen meine Sachen nicht so schnell im Container, aber diese Jacke, die ich selbst noch zu DM-Zeiten im Second-Hand-Laden gekauft und in den letzten beiden Jahren

Märchen

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Charlotte Wüstendörfer ist eine 1892 in Ostpreußen geborene Erzählerin, die teilweise im samländischen Dialekt geschrieben hat, sagt das Lexikon. Von den zahlreichen Märchen in diesem Band sind zwei oder drei in Dialekt geschrieben, kann man ganz gut verstehen. Ein hübsches Buch mit Illustrationen, die nicht besonders hochkünstlerisch sind, aber sich gut dazu eigneten, mit Buntstift ausgemalt zu werden, was meine Cousine Mechthild Tschakert auch getan hat. Leider, denn das senkt den Verkaufswert enorm. Nehmen wir mal an, sie hat Spaß dabei gehabt und gönnen wir ihr den Spaß. Vielleicht hat sie das Buch sogar gelesen. Aber ob sie dabei Spaß gehabt hat? Es handelst sich nämlich um richtige Märchen mit Königstöchtern und Prinzen und allem drumherum. Aber recht duster im Grundton, selten mal ein Happy End, meist geht es auf den Friedhof. Ob man so was Kindern vorliest?

Tonne, Buch, Bodensee - alles blau

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Am Bodensee, genauer gesagt in Bodman, steht eine blaue Tonne. Und in diese blaue Tonne habe ich heute morgen ein blaues Buch geworfen. Erstens, weil es einige Flecken hattte und damit unverkäuflich ist. Zweitens, weil es mir die Leseabende mit Blick auf den tagsüber blauen, nachts aber schwarzen Bodensee verdorben hat. Zwei Bücher von Wolfgang Koeppen standen schon seit ewigen Zeiten bei mir im Regal, ungelesen, aber ich wollte sie schon immer mal lesen, weil dieser Koeppen trotz aller Anstrengungen des Suhrkamp-Verlages, der die Rechte hat und in diesen Autor mal einiges investiert hat, ihn zu promoten, ein zwar heute mehr oder weniger vergessener, aber wichtiger Autor sein soll. Ob er ein wichtiger Autor ist, will ich mal dahin gestellt lassen. Schreibt halt so einen Stil, den man in den 50er Jahren für sehr modern gehalten hat, ein Touch "Berlin Alexanderplatz", recht sprachgewaltig. Und düster, in einem fort düster, schröcklich die Welt, noch schröcklicher die Politik

Reisen

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Was mich wundert, ist, dass so ein Buch einen Verleger findet. Wahrscheinlich nur deswegen, weil der Autor vorher ein erfolgreiches Buch geschrieben hat. - Aber gut, dass er einen Verleger gefunden hat, denn seine Mischung aus eigenen Reiseerlebnissen, Texten und Bildern von Autoren und Künstlern und philosophischen Reflexionen macht genau das, was man erwarten kann: Sie führt zu dem einen oder anderen neuen Gedanken im Kopf. Am Schluss scheint er doch mit dem Autor zu liebäugeln, der um 1800 ein Buch über eine Reise einmal rund um sein Zimmer geschrieben hat.

Neue Ausstellung

Zu einer Ausstellungseröffnung kommen 80 Leute, das ist ein Erfolg. Davon kennen allerdings 10 die Bilder schon, später kommt noch der eine oder andere in die Galerie. Im Internet, nämlich da ( http://www.artlimited.net/image/en/353632 ), gucken sich innerhalb von einer Stunde die gleichen Bilder 300 Leute an, nach einem halben Jahr sind es um die 2000 Leute. Warum also der ganze Aufwand mit der Galerie?

Für starke Leser

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"Frühstück für starke Männer" - der Umschlag ist schon mal ein schönes Beispiel für Verlags-Grafiker, die denken, Sex verkauft sich immer gut, es ansonsten aber nicht nötig haben, das Buch zu lesen. Eine Szene wie die auf dem Cover dargestellte kommt in dem Roman nämlich nicht vor, auch nicht ungefähr, schon deswegen, weil der Held ein 80jähriger erfolgloser Schriftsteller ist. --  Wieder die Frage, warum ich das gelesen habe: Weil ich in der "Achse des Guten" gelesen habe, Kurt Vonnegut sei ein weit unterschätzter Autor. Dieses Buch jedenfalls ist nicht weit unterschätzt,  sondern eine Story für bekiffte Amerika-Kritiker. Das soll wohl alles modern sein, war es 1972/3, als Vonnegut diesen Roman geschrieben hat, vielleicht auch, geht dem Leser heute aber vor allem auf den Keks. Eine vernünfte Geschichte darf sich nicht entwickeln, das wäre nicht modern, vermute ich, am Schluß mischt sich öfters der Autor ein und betont, dass er der Schöpfer des Helden sei, was auc